Wir trauern um Dmitrii Schlethauer!

Wir trauern um Dmitrii Schlethauer!

Beitrag vom 12. November 2024

Es ist bereits der 7. Todesfall eines politischen Gefangenen in Belarus seit 2023. Der junge Familienvater Dmitrii Schlethauer wurde nur 22 Jahre alt!

Wie die Menschenrechtsorganisation Viasna berichtet, ist Dmitrii Schlethauer, ein Staatsbürger der Russischen Föderation, am 11. Oktober 2024 in der Mogilev-Kolonie Nr.15 zu Tode gekommen. Die Todesursache ist unbekannt. Zuvor wurde er wegen „Spionage“ (Artikel 358 Strafgesetzbuch) und „Begünstigung extremistischer Aktivitäten“ (Artikel 361- 4 Strafgesetzbuch) zu 12 Jahren Haft unter verschärften Bedingungen verurteilt.

Dmitrii wurde 2002 in Slavhorod in der Russischen Föderation geboren. Seit 2016 lebte er in Belarus. Er war in Kamenka in einem chemischen Unternehmen in der Herstellung von Polymer-Produkten tätig. 2023 wurde Dmitrii zusammen mit seinem Bruder festgenommen. Die Behörden in Belarus haben den Bruder kurze Zeit später in die Russische Föderation abgeschoben. 

Dmitrii wurde jedoch vor Gericht gestellt und vor einigen Monaten zu der langjährigen Haftstrafe verurteilt. Das genaue Datum des Verfahrens ist nicht veröffentlicht worden. Lediglich das Datum der gerichtlichen Prüfung seiner Berufung wurde bekannt. Diese fand am 30. August 2024 unter dem Vorsitz des Richters Edgar Martirosyan statt.

Anfang Oktober 2024 wurde Dmitrii in das Straflager Mogilev Nr. 15 verlegt und unmittelbar nach seiner Ankunft in einen verschärften Arrest gesperrt. Zuvor hatte Dmitry laut seinen Angehörigen mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, in Folge dessen er seine Haare verlor. Dennoch bereitete sich Dmitrii sorgfältig auf das Straflager vor und sammelte in der Untersuchungshaft Zigaretten, Zucker, Tee und Kaffee in der Erwartung, dass er diese im Straflager benötigen wird. Er bereitete außerdem ein Gnadengesuch vor.

Während des Gerichtsprozesses im Sommer 2024 kam Dmitriis Kind zur Welt.

Seit 2021 sind bereits 7 Menschen in belarusischen Gefängnissen gestorben, allein in diesem Jahr beklagen wir mit Dmitrii Schlethauer den vierten Todesfall.

Nach Angaben des Menschenrechtszentrums Viasna sind 1.422 Personen zurzeit in Belarus als politische Gefangene anerkannt.  Die Haftbedingungen in Belarus sind lebensgefährlich, es gibt über 200 medizinische Notfälle von politischen Gefangenen. Sie alle sind in Lebensgefahr. Zu vielen politischen Gefangenen gibt es kaum oder gar keinen Kontakt.

Unsere herzliche Anteilnahme und unser Mitgefühl gilt den Angehörigen von Dmitrii Schlethauer. Weiterhin sorgen wir uns gemeinsam mit den Angehörigen und Freund*innen aller politischen Gefangenen um deren Gesundheit und Leben. Mit allen Belarus*innen und solidarischen Menschen auf der ganzen Welt werden wir uns weiterhin für die Freilassung aller politischen Gefangenen in Belarus und für die Strafverfolgung aller Beteiligten und Unterstützenden des Lukashenko-Regimes einsetzen.

Wir trauern um Dmitrii Schlethauer und um die vor ihm zu Tode gekommenen Inhaftierten:

Der 50-jährige Vitold Aschurak (†21.05.2021) wurde wegen seiner Teilnahme an den Protesten 2020 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Offizielle Todesursache waren Kopfverletzungen, die er sich angeblich bei einem Sturz zugezogen hatte.

Der 61-jährige Blogger und Bürgerrechtler aus Pinsk, Mikalai Klimowitsch (†05.05.2023) wurde wegen einer Lukaschenko-Karikatur zu einem Jahr Haft verurteilt. Er litt an einer schweren Herzerkrankung.

Der 57-jährige Künstler Ales Puschkin (†11.07.2023) verbüßte eine fünfjährige Haftstrafe wegen Volksverhetzung und Schändung staatlicher Symbole in einem Gefängnis der Stadt Grodno. Seine Todesursache ist unbekannt.

Der 50-jährige politische Gefangene Vadzim Khrasko (†08./09.01.2024) wurde wegen einer Spende zu drei Jahren Haft verurteilt. Als offizielle Todesursache gaben die Behörden eine Lungenentzündung an.

Der 64-jährige Politiker und Journalist Ihar Lednik (†20.20.2024) wurde am 12. April 2022 nach der Veröffentlichung seines Artikels „Die international anerkannte Neutralität von Belarus – eine Sicherheitsgarantie in der OSZE-Region“ festgenommen und zu drei Jahren Gefängnis wegen „Verleumdung“ Lukaschenkos verurteilt. Er starb während seiner Haft aufgrund fehlender medizinischer Versorgung.

Der 52-jährige Aliaksandr Kulinich (†9. April 2024) ist in der Untersuchungshaft Nr. 7 in Brest zu Tode gekommen. Ihm wurde ein Verstoß gegen Artikel 368 („Beleidigung des Präsidenten Aleksandr Lukashenko“) vorgeworfen und am 29. Februar 2024 wurde er verhaftet.

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