Wir trauern um Ales Pushkin

Wir trauern um Ales Pushkin

Beitrag vom 11. Juli 2023

Der Künstler Ales Pushkin ist heute unter ungeklärten Umständen auf einer Intensivstation in Hrodna verstorben. Er war einer von mindestens 1.500 politischen Gefangenen in Belarus.

Ales Pushkin trat bereits in den späten 1980er-Jahren als Dissident in Erscheinung. 1989 wurde er für die Organisation einer Kundgebung anlässlich des Tags der Ausrufung der Belarusischen Volksrepublik verhaftet und zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Er erlangte vor allem als nonkonformistischer Maler und Performance-Künstler landesweite Bekanntheit. Seine Werke befinden sich in Museen in Minsk, Polazk und Worscha.

Ales Pushkins wohl bekannteste Performance war jene im Juli 1999, als er eine Schubkarre mit Mist, einer Verfassung und einem Lukaschenko-Porträt zur Präsidialverwaltung in Minsk brachte. Für diese Aktion erhielt er eine zweijährige Bewährungsstrafe.

Trotz mehrfacher Verhaftungen ließ Ales Pushkin nie von seinen Idealen ab und unterstützte selbstredend die Proteste von 2020 gegen die gefälschten Präsidentschaftswahlen. Am 30. März 2021 wurde er wegen des Vorwurfs der “Aufstachelung zum Hass” festgenommen. Seine Anhörung vor Gericht fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Viasna hat er sich noch während der Untersuchungshaft im Gefängnis den Bauch aufgeschnitten.

Ales wurde im März 2022 zu fünf Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt. Zunächst brachte man ihn in die Kolonie “Wolfslöcher” in Ivatsevichy. Im November 2022 wurden seine Haftbedingungen verschärft und er wurde in das Gefängnis Nr. 1 in Hrodna verlegt.

Mit dem Tod von Ales Pushkin haben wir nun schon den vierten Todesfall unter politischen Gefangenen zu beklagen: Vitold Ashurak erlag am 21. Mai 2021 wahrscheinlich den schweren Misshandlungen, die man ihm zugefügt hat. Dzmitry Dudoit nahm sich am 6. Januar 2022 das Leben. Der herzkranke Rentner Mikalai Klimovich verstarb nach nur einem Monat Haft am 7. Mai 2023.

Unzählige weitere Gefangener schweben nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen in Lebensgefahr: einige leiden unter schweren Krankheiten und erhalten nur eine unzureichende medizinische Versorgung. Viele sind Folter und Misshandlungen ausgesetzt. Die Haftbedingungen und Schikanen sind unmenschlich und dienen einzig dazu, die Menschen zu brechen.

In tiefem Schmerz und Trauer,

Belarusische Gemeinschaft RAZAM e.V.

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