Menschenrechtslage in Belarus

Menschenrechtslage in Belarus

Belarus wird seit 1994 autoritär von Aliaksandr Lukashenka regiert, und dennoch stellt das Jahr 2020 eine Zeitenwende für das Land dar: Seit der gefälschten Präsidentschaftswahl am 9. August 2020 hat das Regime einen beispiellosen Repressionsapparat entfesselt. Die brutale Antwort auf friedliche Proteste mündete in massenhafte Verhaftungen, Folter und politische Schauprozesse.

Die Repressionen treffen alle Teile der Gesellschaft: Kulturschaffende, Journalist*innen, Priester, Menschenrechtsverteidiger*innen, Rentner*innen, Studierende, IT-Spezialist*innen und sogar Minderjährige. Bei den Verhaftungen nimmt das Regime – entgegen der eigenen Gesetzgebung – keine Rücksicht darauf, ob es sich um Eltern handelt, die Kinder oder pflegebedürftige Angehörige versorgen müssen.

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politisch motivierte Festnahmen seit 2020
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politisch motivierte Strafverfahren
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politische Gefangene seit 2020
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Fälle dokumentierter staatlicher Folter
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Fälle von Repression: Festnahmen, Durchsuchungen, Verhöre …

0 Anklagen gegen die Täter

Politische Gefangene als Massenphänomen

Fast 4.000 Menschen wurden seit 2020 als politische Gefangene registriert – sie wurden aus politischen Motiven nach Strafrechtsartikeln meist zu Lagerhaft verurteilt. Über 140 Menschen sitzen Haftstrafen von 10 bis 25 Jahren ab.

Mindestens acht Menschen sind bereits in Haft verstorben.

Die Haftbedingungen sind systematisch entwürdigend: Zwangsarbeit (bis zu 16 Stunden täglich, 7 Tage pro Woche), Strafisolation, gelbe Aufnäher für „politische" Häftlinge, gezielte medizinische Vernachlässigung. Eine besondere Form der Repression ist die sogenannte „Incommunicado"-Haft, bei der Gefangene monatelang ohne jeglichen Außenkontakt verschwinden.

Gefangeneninzidenz

Ca. 1.900 NGOs wurden seit 2020 liquidiert.

Darunter Umweltverbände, ein Kinderhospiz und Kulturvereine. Am 1. Oktober 2021 wurde mit dem Belarusischen Helsinki-Komitee die letzte im Land offiziell tätige Menschenrechts-Organisation liquidiert.

Opposition in Haft oder im Exil.

11 von 15 Parteien wurden nach 2020 zwangsweise aufgelöst. Mitglieder der Opposition sitzen im Gefängnis oder wurden ins Exil gezwungen.

Unabhängige Medien im Land verboten.

Belarus belegt Platz 166 von 180 im Hinblick auf die Pressefreiheit. 37 Medienschaffende sind Anfang August 2025 inhaftiert, einige mit Haftstrafen von bis zu 15 Jahren.

Umfassende Zensur.

15.000+ Internetseiten sind gesperrt, 3.600+ Informationsangebote gelten als extremistisch – darunter auch der Instagram-Auftritt von RAZAM.

Verteidigung ausgeschlossen.

Die Zahl der registrierten Anwälte in Belarus ist in nur 4 Jahren um 27% gesunken. Sechs Anwält*innen sitzen 2025 in Haft.

Gewaltenteilung abgeschafft.

Mit Blick auf die Gewaltenteilung befindet sich Belarus 2024 auf dem fünftletzten Platz weltweit.

Das Regime verfolgt seine Kritiker*innen mit allen Mitteln, jegliche Art der Meinungsäußerung kann zur Inhaftierung führen:

  • Teilnahme an Protesten

  • Teilen von Inhalten „extremistischer" Kanäle (auch unpolitisch Inhalte)

  • Spenden an politische Gefangene und Menschen in der Ukraine
  • Verwenden der historischen weiß-rot-weißen Flagge – oder das Tragen von Kleidung in diesen Farben

  • Belarusisch sprechen auf der Straße oder das Lesen von Klassikern der belarusischen Literatur in der Öffentlichkeit

Erschütternder Bericht des UNO-Sonderberichterstatters

Der jüngste Bericht des UN-Sonderberichterstatters für Belarus, Nils Muižnieks (UN-Dokument A/HRC/59/59), dokumentiert massive Verstöße gegen den internationalen Menschenrechtsschutz und das Völkerrecht.

Dazu zählen der Wahlbetrug und der Verstoß gegen Artikel 25 des UN-Pakts über bürgerliche und politische Rechte, der vollständige Zusammenbruch der Meinungs- und Versammlungsfreiheit, willkürliche Inhaftierungen, sowie systematische Folter und Misshandlungen in Gefängnissen und Straflagern.

Opfer des Regimes

Seit Ende der Neunziger Jahre fielen Menschen dem Lukaschenko-Regime zum Opfer. Die meisten Morde konnten nie aufgeklärt werden.

Opfer des Regimes

Seit Ende der Neunziger Jahre fielen Menschen dem Lukaschenko-Regime zum Opfer. Die meisten Morde konnten nie aufgeklärt werden.