Wir trauern um Aliaksandr Kulinich

Wir trauern um Aliaksandr Kulinich

Beitrag vom 15. April 2024

Niemand ist mehr sicher: Wieder ist ein politischer Gefangener in Belarus zu Tode gekommen!

Aliaksandr Kulinich ist am 9. April 2024 in der Untersuchungshaft Nr. 7 in Brest zu Tode gekommen. Ihm wurde ein Verstoß gegen Artikel 368 („Beleidigung des Präsidenten Aleksandr Lukaschenko“) vorgeworfen und er wurde am 29. Februar 2024 in Haft genommen. Sein Gerichtsverfahren wurde für den 16. April 2024 festgelegt. Wie die belarusische Menschenrechtsorganisation Viasna berichtet, sind die Umstände seines Todes unklar.

Aliaksandr wurde gestern, an seinem 52. Geburtstag, in seinem Geburtsort Maladzečna von seiner Familie zu Grabe getragen.

Aliaksandr Kulinich, geboren am 11. April 1972, diente als Oberstleutnant viele Jahre der Luftwaffe und arbeitete in den letzten Jahren als Unternehmer in der Lebensmittelindustrie.

Sein Tod noch während der Untersuchungshaft sendet ein klares Zeichen des Lukashenka-Regimes an alle demokratisch-gesinnten und nach Freiheit strebenden Menschen in Belarus: Niemand ist mehr sicher vor dem Zugriff des Regimes! Damit manifestiert das Lukashenka-Regime weiter seinen Ausbau eines totalitären Herrschaftsapparats mitten in Europa.

Seit 2021 sind bereits 6 Menschen in belarusischen Gefängnissen gestorben, allein in diesem Jahr beklagen wir mit Aliaksandr Kulinich den dritten Todesfall.

Nach Angaben des Menschenrechtszentrums Viasna sind 1.422 Personen zurzeit in Belarus als politische Gefangene anerkannt.  Die Haftbedingungen in Belarus sind lebensgefährlich, es gibt über 200 medizinische Notfälle von politischen Gefangenen. Sie alle sind in Lebensgefahr. Zu vielen politischen Gefangenen gibt es kaum oder gar keinen Kontakt.

Unsere herzliche Anteilnahme und unser Mitgefühl gilt den Angehörigen von Aliaksandr Kulinich. Weiterhin sorgen wir uns gemeinsam mit den Angehörigen und Freund*innen aller politischen Gefangenen um deren Gesundheit und Leben. Mit allen Belarus*innen und solidarischen Menschen auf der ganzen Welt werden wir uns weiterhin für die Freilassung aller politischen Gefangenen in Belarus und für die Strafverfolgung aller Beteiligten und Unterstützenden des Lukashenka-Regimes einsetzen.

Wir trauern um Aliaksandr Kulinich und um die vor ihm zu Tode gekommenen Inhaftierten:

Der 50-jährige Vitold Aschurak (†21.05.2021) wurde wegen seiner Teilnahme an den Protesten 2020 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Offizielle Todesursache waren Kopfverletzungen, die er sich angeblich bei einem Sturz zugezogen hatte.

Der 61-jähriger Blogger und Bürgerrechtler aus Pinsk Mikalai Klimowitsch (†05.05.2023) wurde wegen einer Lukaschenko-Karikatur zu einem Jahr Haft verurteilt. Er litt an einer schweren Herzerkrankung.

Der 57-jährige Künstler Ales Puschkin (†11.07.2023) verbüßte eine fünfjährige Haftstrafe wegen Volksverhetzung und Schändung staatlicher Symbole in einem Gefängnis der Stadt Grodno. Seine Todesursache ist unbekannt.

Der 50-jährige politische Gefangene Vadzim Khrasko (†08./09.01.2024) wurde wegen einer Spende zu drei Jahren Haft verurteilt. Als offizielle Todesursache gaben die Behörden eine Lungenentzündung an.

Der 64-jährige Politiker und Journalist Ihar Lednik (†20.20.2024) wurde am 12. April 2022 nach der Veröffentlichung seines Artikels „Die international anerkannte Neutralität von Belarus – eine Sicherheitsgarantie in der OSZE-Region“ festgenommen und zu drei Jahren Gefängnis wegen „Verleumdung“ Lukaschenkas verurteilt. Er starb während seiner Haft aufgrund fehlender medizinischer Versorgung.

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